Eine von drei auf eine Stunde verkürzte Reisezeit zwischen Graz und Klagenfurt verspricht der Koralmtunnel. Das Milliardenteure Bahnprojekt bleibt freilich Stückwerk.
Graz. Wenn am Freitag Verkehrsministerin Doris Bures und der steirische Landeshauptmann Franz Voves den feierlichen Spatenstich zum Bau des Koralm-Bahntunnels vornehmen, geht ein Mammutprojekt in die Endphase. Ein Mammutprojekt, das aber dennoch Stückwerk bleibt.
Mit der Koralmbahn als Teil der Neuen Südbahn und des Baltisch-Adriatischen Korridors entsteht eine neue 130 Kilometer lange, zweigleisige Hochleistungstrecke zwischen Graz und Klagenfurt. Reisezüge werden künftig nur mehr eine Stunde Reisezeit benötigen, aktuell dauert die Reise drei Stunden. Das Herzstück der Koralmbahn ist der 32,9 Kilometer lange Koralmtunnel. So lautet die offizielle Beschreibung des Großprojekts Koralmbahn, das mit rund 4,2 Milliarden € Kosten veranschlagt. Bisher wurden auf Kärntner Seite 260 Millionen € und in der Steiermark 420 Millionen € verbaut.
Gefordert wird der Kor-almtunnel seit Ende der 80er-Jahre. Steiermarks Landeshauptmann Josef Krainer setzte damals die Priorität auf den Semmering-Basistunnel, bezeichnete aber in einer Radiorede die Realisierung einer leistungsfähigen Koralmtunnel-Lösung als ,,enge Verbindung der Steiermark mit dem dynamischen Wirtschaftsraum Oberitaliens". Die Intention Krainers und nach ihm seiner Nachfolgerin Waltraud Klasnic war jedoch immer Semmering vor Koralm.
Bündnis mit HaiderWährend der Bau des Semmeringtunnels aber in erster Linie vom Land Niederösterreich erfolgreich ausgebremst wurde, suchte Klasnic in Kärnten einen Partner, um wenigstens den Bahnausbau Richtung Süden zu verwirklichen. Erfolg brachte erst der Schulterschluss mit Jörg Haider, vorangegangene Versuche fanden in Wien nur wenig Gehör.
Als in Wien die schwarz-blaue Koalition antrat, verbesserten sich die Chancen der ,,Südländer" gewaltig. Die von der FP gestellten Infrastrukturminister verschlissen zwar teilweise schneller als die Bohrmeißel einer Tunnelvortriebsmaschine, auf lange Sicht konnte aber Haider seinen Kopf und damit den Koralm-Tunnel durchsetzen. Anfang 2001 wurde mit dem ersten Teilstück der Koralmbahn auf Kärntner Seite bgonnen.
Zweifel am SinnVerkehrsexperten bezweifeln bis heute die Sinnhaftigkeit des Projekts. Um eine EU-relevante Korridorverbindung vom Baltikum zur Adria zu schaffen, würde man den Semmering-Basistunnel benötigen. Denn die Semmering-Scheitelstrecke und nicht die Verbindung Graz-Klagenfurt ist das Nadelöhr für den Güterverkehr.
Dieses Vorhaben ist aber wieder einmal auf die lange Bank geschoben. Frühestens 2012, so hat Bundeskanzler Werner Faymann im Vorjahr - damals noch als zuständiger Minister - verlautbaren lassen, sei mit einem Baubeginn am Semmering zu rechnen. Fertigstellung: 2020.
Quelle:
www.wirtschaftsblatt.at