Puchstraße/Puntigamer Straße/Hergottwiesgasse
Bebauung des alten "Ackern"-Geländes
Am Abend des 19. November 2019 fand im Pfarrsaal der Pfarre Graz - Puntigam eine Informationveranstaltug zum Bebauungsplan Herrgottwiesgasse - Puchstraße - Puntigamerstraße statt. Auf dem in der Skizze blau eingezeichneten Gebiet (ca 11 Ha) sollen gewerblich genutzte Gebäude entstehen, wobei der Bauwerber seine Firmenzentrale dort errichten könnte und neben weiteren Objekten auch ein Schulungszentrum vom Roten Kreuz dort im Gespräch ist.
Neben Mitarbeitern der Stadt Graz, war auch ein Experte eines Verkehrsplanungsbüros, das mit der Verkehrserhebung beauftragt war, am Podium.
In Bezug auf die Bauhöhen, Bebauungsdichten, Fristen und andere technische Dinge, gab es kaum Nachfragen oder Beanstandungen. - Das am heißesten umkämpfte Thema des Abends war wieder einmal der liebe Verkehr. Wie auf der Skizze ersichtlich, soll eine Straßenverbindung zwischen Puchstraße und Herrgottwiesgasse (rote Linie) errichtet werden, um das neue Gebiet besser erschließen zu können.
Der Verkehr auf den betroffenen Straßen kommt aber bereits jetzt, lange vor der Errichtung des neuen Gewerbegebietes, zur Hauptverkehrszeit fast zum Erliegen. Die Herrgottwiesgasse konnte durch die Aufhebung der Linksabbiegemöglichkeit von der westlichen Puntigamer Straße kommend bereits vor einiger Zeit als Schleichweg entlastet werden und die Anrainer konnten ein wenig aufatmen, da sich dadurch der Verkehr merkbar verringert hatte.
Nun könnte jedoch damit gleich wieder Schluss ein, den die Erschließung des neuen Gebietes soll laut Verkehrsplanung auch über die Herrgottwiesgasse erfolgen, mehr Verkehr ,,will" man dort aber nicht haben.
Alle im Saal anwesenden Bürger können sich das allerdings gar nicht vorstellen, eher im Gegenteil - der Verkehr wird rapide zunehmen.Es ist unverständlich, warum diese Straße durchgängig gebaut wird und niemand konnte den Besuchern verständlich erklären, warum die neue Straße unbedingt in ein Wohngebiet führen muss.
Die Allee am südwestlichen Ende des Gebiets muss laut Bebauungsplan erhalten bleiben und der Grundstückseigentümer ist verpflichtet entlang aller vorhandenen und auf der neu zu errichtenden Straße Bäume zu setzen. Entlang aller Verbindungen werden Geh- und Radwege angelegt. Die Flächen werden von ihm an die Öffentlichkeit abgetreten, wodurch man ihm bei der Bebauungsdichte zu seinen Gunsten etwas entgegen kommt. Dies sei so Usus, meinte die leitende Beamtin der Stadt.
Das eingebundene Verkehrsplanungsbüro hat bei seiner Erhebung für die zukünftigen festgestellt, dass bei den Kreuzungen neue Straße/Puchstraße(2), Puchstraße/Puntigamer Straße(3) und Puntigamer Straße/Herrgottwiesgasse(4) ein Bedarf zum Eingreifen (Umbau, Verbreiterung, Ampel, Kreisverkehr, o.a.) bestünde. Bei der Kreuzung neue Straße/Hergottwiesgasse(1) bestünde keine Veranlassung zum Handeln, diese sollte auch mit dem zukünftigen Verkehr funktionieren. Die zusätlich genehmigte Einmündung in die Herrgottwiesgasse(5) wurde nicht untersucht.
Wurden die zukünftigen Fußgängerströme untersucht? - Zweifelsohne werden die meisten Fußgänger vom Brauquartier herunterkommen. - Können sie dann sicher die Herrgtottwiesgasse überqueren?
Von der westlichen Puntigamerstraße kommend, sollte es laut Planungsbüro künftig ZWEI Linksabbiegespuren in die Puchstraße geben, wobei die westlichere dann in die Linksabbiegespur in die neue Straße weiterführen soll. Dazu empfiehlt das Planungsbüro bei der Kreuzung eine VLSA!!
Der Platz an der Kreuzung 3 ist auch nicht unendlich, das muss man einmal sagen, wenngleich der Bezirksvorsteher Helmuth Scheuch nur schwer die neue Rechtsabbiegespur von der Puchstraße in die Puntigamer Straße durchsetzen konnte.
Alles in allem ist es für jemanden, der die Situation in der HVZ an den Kreuzung 2, 3 und 4 kennt, völlig klar, dass dort keine Möglichkeit besteht, die Kapazitäten zu erhöhen. Vor allem die Kreuzung 3 ist eine der wichtigsten Kreuzungen im Bezirk und wenn Puntigam nicht im Verkehr ersticken möchte, muss man sich das Verkehrskonzept für das neue Gebiet noch einmal genau überlegen. - Der Bezirksvorsteher hat auch durchklingen lassen, dass er im Gespräch mit dem Bauwerber steht und dieser auch eine machbare Lösung, die für alle Beteiligten in Ordnung ist, anstrebt.
Als kleiner Nebenschauplatz des Abends entpuppte sich der geplante Ausbau der Straßenbahnlinie 5 vom Zentralfriedhof nach Puntigam. Die Bewohner fürchten eine Wegfall von Fahrspuren bzw. eine Aufhebung der 60 km/h Beschränkung für den Straßenverkehr.
Die Maßnahmen sehen keine Verringerung der Anzahl der Fahrspuren vor, wohl aber eine Verringerung deren Breite, was eine Reduktion der Geschwindigkeit auf 50 km/h nach sich ziehen wird. Die Grünstreifen am Rand und in der Mitte fallen natürlich weg. Niemand fragte nach einem Radweg oder einer Verbreiterung der Gehsteige.
Ein Mitglied des Bezirksrates verwies noch auf die schlechte fußläufige Erreichbarkeit des neuen Gebietes vom Bahnhof Puntigam aus. Alles in allem gab es kaum Fragen in Bezug auf die Erreichbarkeit mittels ÖV.
Mein Fazit des Abends: Wer Straßen baut, wird (Auto)Verkehr ernten. Jeder propagiert Klimaschutz, aber nur sehr wenige sind bereit das eigene Mobilitätsverhalten zu überdenken.
Gerade in Zeiten wie diesen, muss einmal mehr über eine Änderung im Mobilitätsverhalten der Bürger nachgedacht werden und dies ggf. auch mit Anregungen aber auch Verboten durchgesetzt werden.
Die Zeiten der autogerechten Stadt sind vielerorts vorbei und auch in Graz wird man umdenken müssen.
Liebe Grüße
Martin