GKB - alte Ansichten
Die durch den Kohlebergbau entstandene GKB hat nicht nur wegen ihres Fahrparks immer sehr viel Interesse gefunden, sondern auch wegen ihrer bergbaubedingten Trassierungsänderungen im Raum Rosental - Köflach und wegen ihrer zahlreichen Industrie- bzw. Anschlussbahnen. In zwangloser Folge möchte ich in den kommenden Wochen dazu einige Ansichten und Informationen geben, da es ja leider bisher zur großen "Privatbahn" GKB bis auf ein Slezak-Heft zum 100er und den zwei Tezak-Büchern in der Reihe "Bahn im Bild" zum Bergbau, zur Streckengeschichte und zu diesen Industriebahnen keine umfassende Publikation gibt.
Wichtige Anmerkung: Dieser Thread soll keine Konkurrenz zu den "mittelalterlichen" Bildern anderer User sein, die vorwiegend die Zeitära ab etwa 1970 illustrieren, sondern allen Interessierten die frühere Geschichte und das vormalige Geschehen auf den GKB-Strecken und den zahlreichen anderen Schienensträngen in den beiden weststeirischen Bergbauregionen etwas aufhellen!
Der Karlschacht
Beginnen möchte ich mit der Reproduktion einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1935. Damals wurde die GKB-Trasse, die in der Mitte des Tales lag, wegen der Erschließung des großen Tagbaues Karlschacht ganz an den Bergrücken im Norden des Tales zum Gradenbach verlegt. Das Bild zeigt die neu trassierte Bahn im Vorfeld der Stadt Köflach mit der in diesem Abschnitt damals ebenfalls neu gebauten B 70. Bemerkenswert ist, dass die bahnbegleitenden Telegrafenmasten im Bereich der Überführung entlang der Straße gesetzt wurden und sich erst danach wieder der Bahntrasse nähern
Auf der interessanten Ansicht von 78618 sieht man, dass nicht nur die Straße und die Bahn neu angelegt worden sind, sondern auch der Gradner Bach ein neues Bett erhalten hat. Dabei setzte die ausführende Firma Negrelli auch eine Feldbahn mit Dampflokomotiven ein.
Um das gesamte Areal des Karlschachtes als Tagbau nutzen zu können, erfolgte 1951/52 eine weitere Verlegung der GKB-Trasse von der Ausfahrt aus dem Bhf. Oberdorf (heute Bärmbach) zu einem Tunnel und weiter zur Trasse aus dem Jahr 1935. Auf dem Kartenausschnitt aus den 1920er-Jahren habe ich diese seit 1952 bestehende Trassenführung grün markiert. Die ursprüngliche Trasse mit normalspurigen Stichbahnen zum Bergbau Schaflos ist noch gut erkennbar.
Nach 1945 wurden auch die Anlagen des Karlschachtes (Kohlenwäsche, Sortierung, Verladung) beseitigt und die Behandlungsanlagen in die neue Zentralsortierung Oberdorf verlegt, wohin die Kohlentransporte auf Bandstrecken erfolgten. Auf der beigefügten AK sind diese Anlagen noch zu sehen und die zarten roten Kreise markieren die Position von fünf schmalspurigen Dampflokomotiven der Förder- und Abraumbahnen in dieser damaligen Bergbaumulde mit den Bereichen Hörgas und Schaflos.
Der Lansinger Kalkofen*
Südwestlich des Bahnhofes Köflach stand bis 1972 ein großer Zwillingskalkofen, nach seinem Erbauer auch "Lansinger-Ofen" genannt. Die Zwillingsofenanlage wurde bereits 1887 von der GKB erworben und in den Jahren 1926/27 bzw. 1929/31 vollkommen umgebaut. In ihr wurde der Kalk aus Gradenberg gebrannt, der von 1921 bis 1949 mit einer schmalspurigen Industriebahn zugeführt wurde und im Stahlwerk Donawitz Verwendung fand. Auf dem Bahnhofsgleisen davor steht die legendäre Lokomotive 671.
* Quelle: Ernst Lasnik, Zur Entwicklung der Kalkindustrie im Raum Köflach-Gradenberg, in "Blätter für Heimatkunde", Heft 3/1989.
Die Zentralsortierung in Bärnbach
Der Standort der ab 1954/55 betriebenen Zentralsortieranlage in Oberdorf bzw. Bärnbach war flözfrei. Die Kohle aus den Betrieben Oberdorf, Marienschacht und Zangtal kam mit Hochseilbahnen in diese Anlage, in der auch die Bahnverladung erfolgte. Alle Kohlenzüge bis auf die aus dem bis 1965 betriebenen Revierstollen Köflach-Lankowitz fuhren ab diesem Zeitpunkt von der Zentralsortieranlage ab.
Der Lankowitzer Revierstollen und die Schlammkatastrophe 1965*
Der erwähnte Lankowitzer Revierstollen vom Bhf. Köflach zur Verladeanlage beim Werk Franzschacht in der Pibersteiner Mulde hatte ein Profil, dass nur von Kohlenwagen und "gestutzten" Lokomotiven befahren werden konnte. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1867 erfolgte zunächst nur eine animalische Traktion der Kohlenwagen mit Pferden. Erst 1870 beschaffte die GKB zwei spezielle Lokomotiven für die Lokförderung im Revierstollen. Die beiden Lokomotiven LANKOWITZ und ROSENTHAL hatten mit ihrer geringen Bauhöhe und ihrem Innentriebwerk ein besonderes Aussehen. Sie blieben bis 1924 in Verwendung. Die LANKOWITZ war dann noch bis nach 1945 in Wien im Verschub im Einsatz und wurde 1952 leider verschrottet. 1924 wurden die früheren Südbahn-Lokomotiven 13 und 1851 für das Tunnelprofil umgebaut, 1926 folgte die 1852. Während die Lokomotive 13 1930 als Werkslok an das Werk Kindberg der Alpine abgegeben wurde, blieben die ursprünglich für die Lokalbahn Bozen - Kaltern beschafften Loks 1851 und 1852 bis zum jähen Ende des Revierstollens am 16. 8.1965 im Einsatz. An diesem Tag brach nach einem Gewitterregen der Damm eines Klärteiches in Piberstein und rund 1 Million Kubikmeter Schlamm setzten sich in Bewegung und strömten durch den Revierstollen zum Bahnhof Köflach und mit verwüstender Gewalt weiter bis in den Tagbau Süd des Karlschachtes. Das Bahnhofsareal war meterhoch mit Schlamm verschüttet. Da an eine Wiederinbetriebnahme des Revierstollens nicht mehr zu denken war, mussten die Kohlentransporte aus dem Pibersteiner Revier ab diesem Zeitpunkt auf der Straße erfolgen. Während die 1851 bei der GKB ausdiente und nach Jahren der Abstellung in Graz und in Wien erhalten blieb und heute mühevoll restauriert als Denkmallokomotive in Bärnbach steht, kam die 1852 als Werkslok nach Judenburg und wurde um 1972 verschrottet.
* Quelle: Sepp Tezak "Der Lankowitzer Revierstollen und seine Schleppbahn", Schienenverkehr Aktuell, Heft 8?/1990
Erstellt am: April 14, 2016, 20:45:04
Die alte Postkartenansicht des Bahnhofes Köflach aus dem Jahr 1903 zeigt eine der beiden ursprünglichen Stollenlokomotiven mit den auffallenden Scheibenrädern beim Verschub, während vor dem Empfangsgebäude eine Kohlenwagengarnitur für den Revierstollen bereit steht. Der mächtige Güterschuppen wurde übrigens erst im Jahre 2015 zu Gunsten von PKW-Stellplätzen abgebrochen.
Ein Bild der im Schlamm festsitzenden 671 vermittelt eine Vorstellung vom Ausmaß der Schlammkatastrophe im August 1965.
Bei der Aufschließung des Barbarapfeilers unmittelbar westlich der Packer Bundesstraße in den Jahren 1988/91 wurde auch der Revierstollen frei gelegt. Der Stollen lag rundum in einem mächtigen Kohlenflöz.
Erstellt am: April 16, 2016, 19:17:07
Absoluten Seltenheitswert hat diese Aufnahme der einstigen Stollenlokomotive ROSENTHAL, die sich leider nur als blasses Minifoto im Passbildformat in meiner Sammlung befindet.
Wird fortgesetzt!
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne Bahnanschluss.