Gleiches Recht für alle: Zweifler preschen vor
Sonnenfelsplatz: Mit ein wenig Verspätung kommt nahe der Uni jenes Projekt in die Gänge, das auf Verkehrstafeln verzichtet. Nun jedoch kollidieren Befürworter mit "prominenten" Zweiflern.
In den Kinos läuft der Film "Alles erlaubt - eine Woche ohne Regeln". Eine Komödie. Auf dem Grazer Sonnenfelsplatz scheint auf den ersten Blick bald ebenfalls alles erlaubt zu sein. Jedoch nicht nur eine Woche lang. Und viele bezweifeln, dass das Ganze eine Riesengaudi wird.
Jenes Projekt, das rund um den Sonnenfelsplatz bei der Karl-Franzens-Uni alle Verkehrsteilnehmer mit gleichen Rechten ausstattet, kommt in die Gänge. "Die Bauleistungen sind ausgeschrieben, wir beginnen voraussichtlich Ende April mit den Arbeiten", verrät Thomas Fischer, Projektleiter bei der Stadtbaudirektion. Im Juli läuft also "Sonnenfelsplazt neu" vom Stapel.
Platz wird umgekrempeltEigentlich hätte das ja schon im Oktober passieren sollen. Doch kurz vor dem Start musste Verkehrsreferentin Lisa Rücker (Grüne) bremsen. Die Vorbereitungen seien doch umfassender als gedacht. "Das Projekt bleibt aber auf Schiene", betonte sie.
Und nun soll es tatsächlich so weit sein: Der Platz vor der Mensa wird nach dem Vorbild von "Shared Space"-Flächen völlig umgekrempelt. Tafeln haben ihre Schuldigkeit getan, alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt (siehe Infobox rechts).
Ein Szenario, das vielfach umstritten ist. Und einige Zweifel erregt. "Man soll einem neuen Projekt ja eine Chance geben, aber aus meiner Erfahrung heraus bin ich äußerst skeptisch", gesteht Stadtpolizeikommandant Kurt Kemeter. "Die Grazer Verkehrsteilnehmer zählen generell nicht zu den rücksichtsvollsten. Und auf dem Sonnenfelsplatz herrscht ständig eine irrsinnige Bewegung. Ehrlich gesagt, bei so einem Projekt hätte ich für den Anfang eine andere Örtlichkeit ausgewählt."
Seitens der Graz Linien heißt es, dass für betroffene Buslenker die Fahrt über den Sonnenfelsplatz " eine enorme Herausforderung ist. Die neue Platzgestaltung ist daher eine Option. Sie sollte aber nicht in Stein gemeißelt und offen für Adaptierungen sein."
Das sei der Fall, nickt Verkehrsreferentin Rücker: "Shared Space macht dort Sinn, wo ein Platz unterschiedlich genutzt wird. Dann kann mit einer derartigen Platzgestaltung die Aufenthaltsqualität spürbar gesteigert werden." Projektleiter Fischer setzt nach: "Die Straßenverkehrsordnung gilt ja weiterhin, vom angepassten Tempo bis zur Rechtsregel. Es wird keine Anarchie geben."
MICHAEL SARIA
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http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2700000/gleiches-recht-fuer-alle-zweifler-preschen-vor.story