Das Projekt Brenner BasistunnelDa ein entsprechender Schienenausbau aufgrund des steilen Anstiegs zum Brennerpass auf 1.370 Meter Seehöhe und der kurvenreichen Streckenführung nicht möglich ist, wird nun am Fuße des Brennermassivs der Brenner Basistunnel errichtet. Der Brenner Basistunnel führt nahezu flach mit einer Steigung von 6,7 ‰ auf österreichischem Gebiet bis zur Staatsgrenze und fällt auf italienischer Seite mit 4 ‰ ab. Der Tunnel verläuft ziemlich geradlinig und reduziert die bestehende Strecke zwischen Innsbruck und Franzensfeste von 75 km auf 55 km.
Höhenprofil Brennerbahn / Brenner Basistunnel
©BBT SE;
Bestehende Bahnlinie Brenner BasistunnelDer Brenner Basistunnel ist ein Eisenbahntunnel, welcher von Innsbruck bis nach Franzensfeste führt. Gemeinsam mit der bereits bestehenden Umfahrung Innsbruck erreicht er eine Länge von 64 km. Somit entsteht unter dem Brennerpass die derzeit längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Ohne den Umfahrungstunnel Innsbruck, das heißt vom Portal Innsbruck bis zum Portal Franzensfeste, hat der Tunnel eine Länge von 55 Kilometern.
Das Tunnelsystem:Graphische Darstellung
©BBT SE
Der Brenner Basistunnel besteht aus einem Erkundungsstollen, zwei Haupttunnelröhren und vier seitlichen Zufahrtstunnel. Diese sind auf österreichischem Projektgebiet in
- Ampass,
- Ahrental
- Wolf bei Steinach am Brenner
in Italien
Die vier Zufahrtstunnel verbinden die Oberfläche mit den Tunnelröhren. In der Bauphase dienen sie logistischen Zwecken. So wird einerseits das Ausbruchmaterial über die Zufahrtstunnel zu den Deponien gebracht. Andererseits erfolgen sämtliche Materialanlieferungen für den Bau des Tunnels (wie Beton, Stahl und Tübbing-Betonfertigteile) ebenfalls über die Zufahrtstunnel.
Eckdaten Brenner Basistunnel
- Länge Brenner Basistunnel Portal Tulfes bis Portal Franzensfeste 64 km
- Länge Brenner Basistunnel Portal Innsbruck bis Portal Franzensfeste 55 km
- Maximale Gebirgsüberlagerung 1800 m
- Innendurchmesser Haupttunnel 8,1 m
- Längsneigung 4,0 ‰ - 6,7 ‰
- Entwurfsgeschwindigkeit für Güterverkehr 120 - 160 km/h
- Entwurfsgeschwindigkeit für Personenverkehr 250 km/h
- Nothaltestellen (Innsbruck, St. Jodok, Trens) 3
- Ausbruchmaterial 17 Mio. m3
- Vortriebsmethoden 30 % Sprengvortrieb 70 % Tunnelbohrmaschine (TBM)
- Bahnstromversorgung 25 kV 50 Hz
- Zugsicherungssystem ETCS Level 2
- Voraussichtliche Fertigstellung 2025
- Voraussichtliche Eröffnung 2026
Zwischen Innsbruck und Franzensfeste sind zwei eingleisige Haupttunnelröhren im Abstand von 40 bis 70 Metern geplant. Alle 333 Meter gibt es Querschläge zwischen den beiden Haupttunnelröhren. Diese Querverbindungen erfüllen sowohl eine logistische als auch eine Sicherheitsfunktion. Eine Besonderheit ist der durchgehende Erkundungsstollen. Dieser verläuft mittig zwölf Meter unterhalb der beiden Haupttunnelröhren. Der Erkundungsstollen dient der geologischen Vorerkundung, als Service- und Logistiktunnel während der Bauphase, sowie als Wartungs- und Drainagetunnel im Betrieb. Insgesamt umfasst das geplante Tunnelsystem des Brenner Basistunnels ca. 230 Tunnelkilometer.
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VortriebsmethodenMaschineller VortriebDie Tunnelbohrmaschinen (TBM), die beim Bau des Brenner Basistunnels zum Einsatz kommen, sind je nach Bedarf ca. 180 bis 400 Meter lang und bestehen aus einem Bohrkopf und einer Nachläuferkonstruktion. Der Vorteil des maschinellen Vortriebs liegt in der hohen täglichen Vortriebsleistung. Zudem ist das Arbeiten mit der TBM für die Arbeiter mit relativ hoher Arbeitssicherheit verbunden. Der wichtigste Teil der TBM, die einer Logistikfabrik unter Tage entspricht, ist der Bohrkopf. Dieser hat einen Durchmesser von ca. zehn Metern und besteht aus mehreren Meißeln, welche den Fels andrücken und in kleine Gesteinsstücke zerbrechen. Die Nachläuferkonstruktion hinter dem Bohrkopf stellt die Versorgung des Vortriebs und die Entsorgung des Ausbruchmaterials sicher. Darüber hinaus beinhaltet sie Felssicherungs-, Lüftungs- und Entstaubungseinrichtungen.
Vortrieb mit Tunnelbohrmaschine (TBM)
©AlpTransit Gotthard AG
Konventioneller bzw. SprengvortriebAufgrund der komplexen Vortriebsanforderungen werden einzelne Haupttunnel- und Erkundungsstollenabschnitte sowie die beiden Verbindungstunnel in Innsbruck, sämtliche Zufahrtstunnel, Lüftungs- und Logistikkavernen, Querverbindungstunnel, Nothaltestellen und Querschläge nach konventioneller Vortriebsmethode, im Sprengvortrieb (Voll- und Teilflächenausbruch), mit Spritzbetonsicherung ausgebrochen. Die Arbeitsschritte beim Sprengvortrieb sind fix vorgegeben. Als erstes werden Sprenglöcher gebohrt. Diese werden dann mit Sprengstoff geladen. Anschließend erfolgt die Sprengung. Nachdem das Ausbruchmaterial abtransportiert wurde - diesen Vorgang nennt man Schuttern - erfolgt die Ausbruchssicherung mittels Spritzbeton, Anker, Gitterbögen und Baustahlmatten. Nach Abschluss eines Sprengzyklus beginnt der Vorgang wieder von vorne. Beim Bau des Brenner Basistunnels wird je nach geologischer Beschaffenheit des Gebirges alle drei bis sechs Stunden eine Sprengung durchgeführt.
Sprengvortrieb
©AlpTransit Gotthard AG
Innenausbau und Technische Ausstattung des TunnelsSobald die Vortriebs- und Ausbruchsicherungsarbeiten abgeschlossen sind, erfolgen die Abdichtungsarbeiten. Dabei werden die Tunnelabdichtung, bestehend aus einem Schutz- und Drainagevlies (Geotextil), sowie die eigentliche Abdichtung (verschweißte Kunststoffdichtungsbahnen) an den Tunnellaibungen angebracht. Als nächstes erfolgt der Einbau der Innenschalen aus Ortbeton mit einer Mindestdicke von 30 Zentimetern.
Nach Fertigstellung des Rohbaus werden die feste Fahrbahn und die bahntechnische Ausrüstung, bestehend aus den Signal- und Sicherungsanlagen, Telekommunikations- und Überwachungssystemen, Lüftungs- und Tunnelklimaanlagen, Türen und Toren sowie aller maschinenbautechnischen Anlagen inklusive Kabel und Steuerungen, eingebaut.
SicherheitskonzeptQuerschläge verbinden alle 333 Meter die Ost- und Weströhre des Brenner Basistunnels. Die Querschläge dienen im Notfall als Fluchtweg. Weiters sieht das Sicherheitskonzept den Bau von drei Nothaltestellen vor. Die Nothaltestellen befinden sich südlich von Innsbruck, in St. Jodok und Trens in einem Abstand von jeweils ca. 20 Kilometern. In früheren Planungen wurden die Nothaltestellen Multifunktionsstelle genannt.
Detailansicht Verbindungsstollen und Abluftquerstollen
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Ablauf der Rettungsmaßnahmen im Tunnel im Ereignisfall
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MaterialbewirtschaftungBeim Bau des Brenner Basistunnels fallen ca. 17 Millionen Kubikmeter Tunnelausbruchmaterial an. Dieses wird je nach Güte entweder deponiert oder wiederverwertet. Für die Deponierung des nicht wiederverwertbaren Materials stehen insgesamt sieben Deponien in Nord- und Südtirol zur Verfügung. Diese sind
- Ampass
- Ahrental
- Padastertal
- Genauen
- Flaggerbach
- Hinterrigger
Um die Transportwege des Ausbruchmaterials so kurz wie möglich zu halten, befinden sich alle Deponien in der Nähe der Zufahrtstunnel. Das Ausbruchmaterial wird vom Vortriebsbereich über Förderbänder auf die nächstgelegene Deponie gebracht. Es wird darauf geachtet, dass die Deponien einen zusätzlichen Zweck erfüllen, wie Abschirmung von Autobahnlärm, Wald- und Weidetrennung. Die Deponien sind daher so angelegt, dass sie sich optisch in die Landschaft einfügen, diese nicht zerstören und keinen landschaftsästhetischen Störfaktor darstellen. Nach der Deponierung werden alle Flächen rekultiviert und in ihrer ursprünglichen Verwendung als Wald oder landwirtschaftliche Fläche wieder nutzbar gemacht.
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BBT SE - eine Projektgesellschaft nach europäischem Recht Die Aktien der BBT SE sind zu gleichen Teilen auf Österreich und Italien verteilt. Auf österreichischer Seite sind die Österreichischen Bundesbahnen Infrastruktur AG mit 50 % der Anteile alleiniger Aktionär.
Die Beteiligungsgesellschaft TFB (Tunnel Ferroviario del Brennero Holding AG) hält den italienischen Anteil von 50 %. Eigentümer der TFB sind zu 85,5 % die RFI (Rete Ferroviaria Italiana = Italienische Staatsbahnen), zu 6,256 % die Autonome Provinz Bozen, zu 6,256 % die Autonome Provinz Trient und zu 1,988 % die Provinz Verona.
Nach Abschluss des Staatsvertrages zwischen Österreich und Italien über die Errichtung des Brenner Basistunnels am 30.04.2004 befand sich der Rechtssitz der BBT SE in Innsbruck. Mit dem Start der Hauptbauphase im Jahre 2011 wechselte der Sitz der Gesellschaft nach Bozen. Zur Inbetriebnahme des Brenner Basistunnels im Jahre 2026 wird der Firmensitz wieder nach Innsbruck zurückkehren. Zusätzlich zu den beiden Niederlassungen in Bozen und Innsbruck sind entlang des Projektgebietes zwischen Tulfes und Franzensfeste auf den Baustellen Baustellenbüros eingerichtet.
Quelle: BRENNER BASISTUNNEL BBT SE; STRABAG;
Grafik: BBT SE; AlpTransit Gotthard AG
l.g. rellov
Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als über die Dunkelheit zu fluchen.