Petruswerk angelt sich StadtteilGraz-Reininghaus geht an christlichen Immobilien-Multi aus Deutschland. Der erhöht den Druck auf die Stadt Graz. In nur acht Jahren soll der 54 Hektar große Stadtteil entwickelt sein.
Als die Kleine Zeitung enthüllte, dass der Verkauf des Reininghaus-Areals an die Stadt Graz geplatzt ist, spekulierte das Land über den deutschen Käufer. Zumal die Immobilie von der Größe der Grazer Innenstadt "unter Brüdern 110 Millionen Euro wert ist", so Verkäufer Ernst Scholdan. Die Präsentation des Investors sorgte am Montag für den nächsten Knalleffekt: Keine Bank, sondern das Petruswerk (siehe rechts) kauft den Stadtteil.
Scholdan: "Ich war eine Schuhnummer zu klein"Der Rahmenvertrag ist unterschrieben, der Aufsichtsrat im Boot. Ernst Scholdan, Hausherr von Graz-Reininghaus, bekam ein "sehr ordentliches Angebot" vom Petruswerk für das 54-Hektar-Areal. Besser als jenes der Stadt. Das Parteien-Hickhack hat den Immobilienentwickler umdenken lassen. "Ich saß auf meiner Urlaubsinsel und hatte das Gefühl, das Projekt wird mir zusammengeschossen." Douglas Fernando sollte dies nicht passieren. "Das ist eine größere Liga. Ich war vielleicht eine Schuhnummer zu klein", so Scholdan. Er rückt in die zweite Reihe. Den Tennisklub am Areal behält er aber.Mit Polit-Zank und zähen Verfahren will sich der neue Herr von Reininghaus, Douglas Fernando, nicht lange aufhalten. "Die Menschen verwenden zu viel Zeit zu streiten, statt Visionen zu realisieren." Für ihn gilt: "Zeit ist Geld." Der Manager und Theologe übertrug dem überraschten Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) prompt die Verantwortung. "Sie sind der Dirigent, wir das Orchester."
Nagl: "Opposition soll weiter Jammertal entwickeln""Es gibt Tage, da muss man sich besonders anstrengen." Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) gestand, dass ihn der Verkauf des Areals von der Größe der Grazer Innenstadt an das Petruswerk überrascht hätte. Mit dem Ergebnis kann (muss) er aber leben. Fazit: "Das Risiko der Stadt ist vielleicht geringer geworden." Von der Opposition wegen des geplatzten Kaufs heftig kritisiert, holte Nagl am Montag zum Gegenschlag aus. "Herper und Eustacchio sollen weiter das Jammertal entwickeln, nicht aber die Stadt", griff er seine Widersacher von SP und FP an.Die Zukunft des 54 Hektar großen Areals sei Chefsache, so Fernando zu Nagl. Dieser habe es in der Hand: "Wenn wir uns zusammensetzen, haben wir in sechs Wochen einen Stadtplan", macht der Geschäftsmann Tempo. In zwei bis drei Jahren will der geschäftsführende Gesellschafter des Petruswerks 7,5 Hektar realisiert haben. In acht Jahren soll das Großprojekt im Westen der Landeshauptstadt umgesetzt sein. Auf eine konkrete Nutzung - Wohnbau, Gewerbe oder Industrie - legt er sich nicht fest. Jedenfalls wird er das Areal nicht im Alleingang entwickeln. Fernando will "gute Investoren" für die Murstadt begeistern. Mit den erzielten Gewinnen bedient er die "Karmel Missionsstiftung Dr. Fernando", die Hilfsprojekte auf der ganzen Welt vorantreibt.
Aus Sicht der Stadt gelte es "hohe Flexibilität zu zeigen", erklärt Nagl. Und er verschweigt nicht, dass die Stadt ob des hohen Tempos des Investors unter Druck ist: "Wir werden ziemlich gefordert." Auch finanziell, denn laut Nagl soll "ein Großteil der Infrastrukturinvestitionen auf Reininghaus fokussiert werden". Zuletzt war von 106 Millionen Euro die Rede.
Offen ist, ob die Idee des "Öko-Stadtteils" realisiert wird. Darauf drängt Koalitionspartnerin Lisa Rücker. "Der neue Investor muss sich darüber im Klaren sein, dass bei diesem Projekt die Stadt Graz die Handschrift vorgibt", so die Grüne. Die Opposition fordert nach dem "Ankaufsflop" (SP-Stadtrat Karl Heinz Herper) von Nagl, alle Fraktionen einzubinden. Der Sondergemeinderat am Donnerstag wurde abgesagt.
Ernst Scholdan von Asset One will als Berater in der zweiten Reihe weiter daran arbeiten, dass "die Vision Reininghaus" doch noch wahr wird. Die Opposition, die den Kaufpreis als überzogen kritisiert hat, attackiert er frontal: "FPÖ-Chef Mario Eustacchio leidet wohl unter Zahlendemenz."
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2632635/reininghausgruende-graz-nun-will-indischer-investor-einsteigen.story