"Spatenstich nicht vor 2012"Asset-One-Vorstand Roland Koppensteiner über Fortschritte des Stadtteils Reininghaus, die Konkretisierung von Visionen und den Gegenwind für das Projekt durch die globale Finanzkrise.
Herr Koppensteiner, Graz ist gespannt, was sich in Reininghaus tut. Bisher war Asset One Weltmeister darin, Dinge nicht festzumachen. Was tut sich?ROLAND KOPPENSTEINER: Wir versuchen in vielen Disziplinen Weltmeister zu sein. Aber wir glauben nicht an eine fertige Stadt, sondern wollen den Entwicklungsprozess so lange wie möglich offen halten. Wir schaffen einen Rahmen, in dem sich ein Stadtteil entwickeln kann. Wir erarbeiten gerade eine Charta für Reininghaus, die inhaltliche Vorgaben absteckt. Danach werden einzelne Quartiere entwickelt, die nicht einem großen Masterplan unterworfen sind. Denn dies birgt die Gefahr in sich, dass, wenn dieser Plan nicht funktioniert, das ganze Projekt scheitert.
Was steht derzeit schon da?KOPPENSTEINER: Wir haben einen beachtlichen Altbestand, der teils vermietet ist, etwa an Roche, an ein Start-up-Center. Es sind rund 300 Mitarbeiter bei unseren Mietern vor Ort beschäftigt. Wir haben eine Krippe und einen Kindergarten. Und wir hätten gerne eine Schule . . .
Was passiert 2009 konkret?KOPPENSTEINER: Wir erarbeiten die Charta und mit der Stadt eine Änderung des Stadtentwicklungskonzepts und der Flächenwidmung für unser Areal.
Was soll 2010 entstehen?KOPPENSTEINER: Wir wollen im Altbestand Wohnraum schaffen. Wir sind auch mit Wohnbauträgern für neue Projekte im Gespräch, aber dazu brauchen wir die Flächenwidmung. Der Spatenstich für ein erstes Quartier erfolgt nicht vor 2011/12.
Wie geht es Ihnen mit der Finanzkrise. Flüssiges Kapital ist Mangelware, Investoren stehen auf der Bremse, wie lange hält Asset One das durch?KOPPENSTEINER: Würden wir ab jetzt nichts mehr verwerten und weiter mit Vollgas um die Kurve fahren, würde unsere Liquidität bis Mitte 2010 reichen. Das ist die Worst-Case-Rechnung. Das heißt, wir müssen derzeit natürlich auch auf Sicht fahren.
Ist das Projekt gefährdet?KOPPENSTEINER: Nein, wir sehen die Krise mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits gibt es Projekte, bei denen mangels flüssiger Mittel wenig weitergeht. Andererseits macht es jetzt viel mehr Spaß, mit Interessenten über unsere Stadtteilentwicklung zu reden. Denn die Zeiten, da man in Osteuropa mit der Entwicklung einiger Straßenzüge zweistellige Renditen machen konnte, sind vorbei. Jetzt sind sichere Investments in Westeuropa wie in Reininghaus viel interessanter.
Hand aufs Herz, gibt es derzeit einen Investor, bei dem sich eine Ansiedlung abzeichnet?KOPPENSTEINER: Wir sind mit zwei internationalen Unternehmen in Kontakt und führen laufend Gespräche. Wir holen uns auch einen strategischen Partner.
Es ist aber noch kein neuer Eigentümer beteiligt?KOPPENSTEINER: Nein, aber wir brauchen einen Partner, denn wir reden über eine Entwicklung von 25 Jahren und ein Gesamtinvestment von bis zu 2,5 Milliarden Euro. Ein strategischer Partner ist für uns aber auch die Stadt, mit der wir eine Entwicklungs-Zielvereinbarung schließen wollen.
Was ist darunter zu verstehen?KOPPENSTEINER: Wir erwarten uns Infrastrukturmaßnahmen, wie die Straßenbahn-Projekte nördlich und südlich des Areals, um die sich die Stadt nicht drücken kann. Wir müssen mit der Stadt daran arbeiten, dass Verfahren rascher abgewickelt werden. Klar ist auch, sollte ein größerer Park kommen, müssen wir darüber reden, wer dafür die Kosten trägt. Hier geht es um gemeinsame Ziele und Aufgaben.
Das heißt, Zuckerl für die Allgemeinheit soll die Stadt zahlen.KOPPENSTEINER: Nein es kann auch Projekte mit privaten Partnern geben. Aber die Stadt muss uns etwa bei Gebäudehöhen und Dichten entgegenkommen, wenn wir Grünräume schaffen, die wir ja in Reininghaus auch wollen.
Mancher im Rathaus bangt, dass Asset One Reininghaus mit Standortmarketing und zwei Straßenbahnen vergoldet, dann verkauft und sich verabschiedet.
KOPPENSTEINER: Nein, wir wollen nicht, dass uns die öffentliche Hand den roten Teppich ausrollt, und dann Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Wir wollen verdienen, aber in einer Win-Win-Situation. Deshalb wollen wir diese Entwicklungsvereinbarung mit der Stadt treffen.
INTERVIEW: BERND HECKE
Quelle:
www.kleine.at