Graz plant einen eigenen Stadtteil für die Jungen200 Wohnungen für Grazer unter 27: So will die Stadt die brachliegenden Reininghaus-Gründe aus dem Dornröschenschlaf holen. In zwei bis drei Jahren soll der Komplex bezugsfertig sein.
In der Praxis fehlen dem Projekt noch wichtige Weichenstellungen. So gehören die Reininghaus-Gründe der Stadt noch gar nicht
Es sollen 12.000 Menschen sein, die nach den Vorstellungen der Stadt Graz in 20 Jahren einmal die Reininghaus-Gründe bevölkern könnten. Noch liegt das 54 Hektar große Areal in Eggenberg, Gries und Wetzelsdorf brach. Für die ersten paar Hundert der künftigen Bewohner ist die Stadt nun beim Land Steiermark mit einer Idee vorstellig geworden, die man in den nächsten zwei bis drei Jahren umsetzen will: Auf einem Teil der Reininghaus-Gründe soll ein Komplex aus 200 Wohnungen entstehen, der speziell auf die Bedürfnisse junger Menschen zugeschnitten ist.
Es handelt sich dabei um sogenannte "Startwohnungen", die günstig zu mieten sind und jungen Grazern den Absprung in eine eigenständige Existenz erleichtern sollen. Geplant sind Einpersonenhaushalte bis 50 Quadratmeter Fläche und Mehrpersonenhaushalte bis 65 Quadratmeter. Die Mietkosten: moderate 220 beziehungsweise 280 Euro im Monat (ohne Strom und Heizung). "Das ist ideal für jene Generation, die vielleicht noch nicht so viel verdient", sagt Bürgermeister Siegfried Nagl.
Beziehen darf die Wohnungen, wer zwischen 18 und 27 Jahre alt ist und seine bisherige Wohnung aufgibt. Nach spätestens fünf Jahren müssen die Bewohner ihr Domizil wieder verlassen, um Platz für neue Mieter zu machen. "Die Leute haben in dieser Zeit die Möglichkeit, sich ein nachhaltiges Zuhause zu suchen", sagt Gerhard Uhlmann aus dem Ressort von Wohnbaulandesrat Johann Seitinger.
Attraktiveres Graz
19 Millionen Euro sollen in die Verwirklichung des Projektes fließen. 20 Prozent davon kommen von gemeinnützigen Wohnbauträgern, die Seitinger an Bord holen will. Im Gegenzug fallen keine Grund- und Aufschließungskosten an. Die restlichen 80 Prozent werden als Bankdarlehen über Mieteinnahmen und Annuitätenzuschüsse des Wohnbauressorts bedient.
Bürgerbeteiligung
Die Stadt will auf Reininghaus-Flächen als Kontrapunkt zur denkmalgeschützten Altstadt eine "Young City" entwickeln.
Ein Teil dieses Konzepts sind die 200 Startwohnungen für junge Grazer. Ideen dazu können eingebracht werden unter:
Internet:
www.youngcity.at, E-Mail:
office@youngcity.at, Tel.: (0 316) 82 48 46
Graz soll auf diesem Weg für junge Menschen noch attraktiver werden. Dem Areal wird ein modernes Outfit verpasst. Straßenbahn und Öffentlicher Verkehr sollen angebunden werden, Solaranlagen sollen Strom und Wärme zur Verfügung stellen. Autos will Nagl so gut wie möglich überflüssig machen.
So weit die Theorie. In der Praxis fehlen dem Projekt noch wichtige Weichenstellungen. So gehören die Reininghaus-Gründe der Stadt noch gar nicht. Diese verhandelt seit dem Frühjahr mit der Entwicklungsgesellschaft Asset One über die Modalitäten des 85 Millionen Euro teuren Kaufs. In welchem Quadrat des 54 Hektar großen Areals die Wohnungen entstehen sollen, ist genauso wenig fix wie die Fläche, die sie in Anspruch nehmen werden.
Nagl will jedenfalls im September alles "unter Dach und Fach" haben und die Causa im Oktober in den Gemeinderat bringen. Für die Detailplanung bauen Stadt und Land auf Bürgerbeteiligung. Die Vorschläge sollen den Bauträgern später als Leitfaden dienen. Als erster Schritt stehen ab heute eine Internetseite, eine E-Mail-Adresse und eine Telefonnummer zur Verfügung, über die man Ideen einbringen kann (siehe Infobox).
GÜNTER PILCH
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2446622/graz-plant-stadtteil-fuer-jungen.story
"Viele Investoren wollen einsteigen"Interview mit Siegfried Nagl:
Rund um die Reininghaus-Gründe gab es schon unzählige Projektideen, die wieder verschwunden sind. Ist das die nächste?
SIEGFRIED NAGL: Nein, wir haben das Projekt fast ein halbes Jahr lang entwickelt. Ich schätze, dass 2012 bis 2013 die Wohnungen stehen und junge Menschen einziehen. Insgesamt haben wir für Reininghaus ein Entwicklungskonzept, das sich herzeigen lässt. Es waren schon viele Investoren bei mir, die gerne einsteigen wollen.
Können Sie garantieren, dass es das Wohnungsprojekt über die Landtagswahl hinaus noch gibt?
NAGL: Die 200 Startwohnungen sind fixiert, das sind keine leeren Versprechungen. Daran sind wir nachher zu messen. Die Förderungen des Landes gibt es fix, ob wir nun Eigentümer des Grundes sind oder nicht. Es ist zwar unweigerlich so, dass vor Wahlen vieles möglich ist. Aber das muss ja kein Nachteil sein. Und wo sind denn die Projekte der anderen?
Der bisherige Eigentümer Asset One hatte Projektideen, konnte sie aber nicht verwirklichen.
NAGL: Die haben den Fehler gemacht zu glauben, dass man alles innerhalb von ein paar Monaten verwirklichen kann. Wir planen für ganz Reininghaus mit 20 bis 25 Jahren. Wir wollen Reininghaus wachküssen. Dafür bin ich Feuer und Flamme.
Wie stehen die Kaufverhandlungen mit Asset One?
NAGL: Derzeit wird noch über die Haftungen verhandelt. Ich schätze, dass wir im September alles erledigt haben.
Ein SchelmHohe Wellen geschlagen hat vor knapp einer Woche der Vorschlag des GrazAG-Vorstandes Wolfgang Malik, mittels einer Seilbahn von Andritz bis zum Schwarzlteich nicht nur Grazer Verkehrsprobleme zu lösen, sondern auch ein touristisches Schmankerl der Sonderklasse zu kreieren.
Schlanke 60 Millionen Euro sollte das Ding kosten, 2013 könnten schon die ersten Fahrgäste im ersten Stock über der Mur dahinbrausen.
Auch nicht von schlechten Eltern ist jetzt der millionenschwere Vorstoß des "schwarzen Dreigestirns" Nagl, Schützenhöfer, Seitinger, auf den Reininghaus-Gründen im Norden von Graz in einer geplanten "Young City" an die 200 Startwohnungen nur für junge Menschen zu begründen.
Wenn auch beide Ideen einiges für sich haben, so wirklich konkret sind sie noch nicht. Und ein Schelm der, der daran denkt, dass dieser Sturmlauf der Ideen mit der Wahl im September zusammenhängt.
Bleibt für Graz somit nur zu hoffen, dass den Worten auch die Taten folgen werden.
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bernd.olbrich@kleinezeitung.at
Dazupassend noch:
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