Bad Eggenberg-Projekt steht an der Kippe: Land springt abKostenexplosion von 20 auf 30 Millionen Euro bringt Sport- und Wellness-Projekt in Eggenberg vier Monate vor dem Spatenstich ins Wanken.
Das Land springt ab - wegen einer prognostizierten Kostenexplosion bei den Umbauten
Der Betrieb des Hallenbads sollte heuer am 23. Dezember eingestellt werden. Dann hätte der Abbruch der Beton-Ruine zu Eggenberg begonnen. Im nächsten März sollte der Spatenstich für den Neubau des rund 20 Millionen Euro teuren Sportbades erfolgen. Sollte.
Verteuerung um 10 Millionen Euro. Am Donnerstag plante VP-Sportstadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg, mit einem Spaten bewaffnet im Bad Eggenberg vor Presse-Kameras zu posieren und grünes Licht fürs Projekt geben. Und das trotz einer Verteuerung um zehn auf 30 Millionen Euro. Doch ist sein Partner für die Doppel-Conference und Finanzierung zuvor abgesprungen.
Wegscheider abgesprungen. SP-Sportlandesrat Manfred Wegscheider wollte nicht in Kameras lachen und ließ den Termin platzen: "Die Stadt hat mich erst Mittwochabend über die Kostenexplosion informiert. Und das halte ich für bedenklich und grob fahrlässig."
"Alles hat seine Richtigkeit". Zwölf statt acht Millionen müsste das Land berappen, wie auch die Stadt. Eisel-Eiselsberg hat Verständnis, dass Wegscheider "sich von der Kostenentwicklung überfahren fühlt", betont aber, dass alles seine Richtigkeit habe: "Die Experten haben den Baukostenindex und die Planungsunschärfe von 20 Prozent durchgerechnet. Hohe Stahl- und Glaspreise haben die Lage verschärft." Der Stadtrat hofft, "dass wir den Spatenstich im März 2009 trotzdem schaffen."
Baustart wackelt. Doch Wegscheider ist verschnupft: "Ich weiß nicht, ob man angesichts dieser Vorgangsweise der Stadt noch von einem Partner sprechen kann." Die Stadt habe Handlungsbedarf und müsse die Kosten reduzieren. Prinzipiell stehe er zum Projekt. Doch zumindest der Baustart 2009 wackle. Für das einzige große, aber völlig desolate Hallenbad der Stadt und damit für Graz ist das ein Tiefschlag, der nun auch für ein politisches Beben sorgt.
BERND HECKE
NichtschwimmerGanze 35 Jahre hat das Bad Eggenberg am Buckel. Lange hat es gute Dienste geleistet. Doch ist es schon seit Jahren augenscheinlich, dass diese Anlage am Ende ist. Spitzensportler haben längst das Weite gesucht, Stammgäste bleiben wohl nur noch mangels Alternativen treu.
Auch wenn seit Jahren offensichtlich akuter Handlungsbedarf herrscht, ruderte die Politik lange nur hilflos herum. Schon mehrere Stadträte sind gescheitert. Obwohl gar zwei Bundeskanzler vor Wahlen ihre Unterstützung und Bares zugesagt haben.
Jetzt schien das Projekt endlich in geordneten Bahnen. Doch zuständige Stadtpolitiker rudern weiter hilflos herum. Keiner will verantwortlich sein. Die Kostenexplosion? Voll im Plan! So ist das mit Politikern: Alle werden ins kalte Wasser gestoßen, aber einige lernen das Schwimmen nicht. Zu dumm, dass deren Bauchfleck dann vor allem den Steuerzahler schmerzt.
BERND HECKE
SPÖ plant Misstrauensantrag gegen Eisel-Eiselsberg und RüschSeit einer Woche zeichneten sich die Probleme ums Bad Eggenberg ab, nun platzte die Kostenbombe. Die SPÖ will Misstrauensantrag gegen ÖVP-Regierer einbringen.
Im Rahmen der schwarz-grünen Budget-Pressekonferenz wurde am Freitag der Vorwoche erstmals ruchbar, dass es beim Millionenprojekt in Eggenberg klemmen könnte. "Das neue Bad wird es ohne Hilfe von Bund und Land nicht geben", rutschte es ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl heraus.
Tarnen und Täuschen. Seitdem konzentrierte man sich im Rathaus auf Nachfragen der Kleinen Zeitung bezüglich eines Gerüchts, die Kosten würden um zehn auf 30 Millionen explodieren, auf Tarnen und Täuschen. "Es wird gerade gerechnet, wir können nicht sagen, um welche Summen es sich dreht", betonte VP-Sportstadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg noch Mittwoch am Nachmittag. Die Devise von Schwarz-Grün war seit der Vorwoche klar: Man müsse mit dem Land nachverhandeln und dann nochmals in den Gemeinderat, um das Projektbudget kräftig aufzustocken. Im Rathaus wusste man, das Projekt steht an der Kippe, das Land könnte abspringen.
Kostenexplosion. De facto gibt's nun eine Kostenexplosion allein für das Sportbad von 19,85 auf 30,16 Millionen Euro. Das Budget fürs Wellnessareal, das die Graz AG finanzieren soll, wurde von 11,09 auf 10,8 Millionen reduziert, weil zehn Prozent der Flächen aus dem Wellness- ins Sportprojekt "gewandert" sind.
Landesmittel auf Eis. Dass der Baustart für das Sportbad, den ersten Baustein für den Ausbau zum Sportpark (gemeinsam mit den Askö-Anlagen), wackelt, sorgt für ein politisches Beben. SP-Landesrat Manfred Wegscheider meint, man hätte ihn über den Tisch ziehen wollen und "bewusst in letzter Sekunde informiert." Die Landesmittel sind auf Eis. Die ÖVP rund um Stadtrat Eisel-Eiselsberg beschwichtigt: "Dieser Kostenrahmen ist seit Mai 2007 bekannt." Das avisierte Höchstlimit läge inklusive Wellness bei 43 Millionen Euro, das Gesamtprojekt mit 40 Millionen immer noch darunter.
Misstrauensantrag möglich. Eine "Verharmlosung", die SP-Klubchef Karl-Heinz Herper toben lässt: "Das soll der Stadtrechnungshof prüfen. Wir erwägen im Gemeinderat einen Misstrauensantrag gegen den VP-Sportstadtrat und Finanzstadtrat Gerhard Rüsch." FPÖ und KPÖ forderten hingegen das Land auf, zur Zusage zu stehen und das Projekt zu ermöglichen.
BERND HECKE
quelle: kleinezeitung.at
Erstellt am: November 21, 2008, 18:25:35
Lokalaugenschein im Bad Eggenberg: "Seit 19 Jahren reden sie hier vom Umbau"
Die Rettung des Bad Eggenberg steht an der Kippe, die Kostenexplosion könnte Graz weiter das Baden in einer Ruine einbrocken. Betriebsleiter Alois Fras kennt die Anlage wie seine Westentasche. Ein Lokalaugenschein.
Das Freiareal ist seit September geschlossen
Tropfende Rohre, massenhaft Reparaturschellen, die den Wasserkreislauf in seine rostigen Bahnen zwängen, der Wind pfeift durch kaputte Fenster, der löchrige Betonbunker heizt - den Himmel über Eggenberg. Vor 19 Jahren ist Alois Fras zum ersten Mal als Angestellter in das Bad gegangen. "Schon damals haben sie hier vom Umbau geredet", erinnert sich der Betriebsleiter. Seither ist viel Wasser im betonierten Freibecken in den Untergrund versickert. Heuer waren es nach dem Abdrehen der Pumpen eine halbe Million Liter Wasser in drei Wochen.
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Sperre ab 23. Dezember. Das Freiareal ist seit September geschlossen, jetzt am 23. Dezember sollte das Hallenbad gesperrt werden, damit ab März der Neubau eines Sport- und Wellnessbades beginnen kann. Die geplatzte Kostenbombe von 30 auf 40 Millionen Euro gefährdet das Projekt jetzt aber massiv. Wieder steht das Projekt zur Rettung an. Bürgermeister Siegfried Nagl und Landeshauptmann Franz Voves sollen es nächste Woche richten.
"Bisser'l gehts schon noch". Alois Fras hofft, dass es bald doch noch gute Nachrichten gibt. Für die geplatzte Pressekonferenz der Politiker hat er Spaten herangekarrt, um sie dann unverrichteter Dinge wieder wegzuräumen. Sollte jetzt alles abgeblasen werden, könnte es noch weitergehen, meint Fras: "Die Kabinen fürs Freibad haben wir zwar entsorgt und die Anlage ist völlig am Ende, aber ein bisserl geht's schon noch." Zwei, drei Jahre sagen die Techniker, dann ist endgültig Schluss. Und dafür bräuchte es aber noch Investitionen in die Sanitäranlagen.
Improvisation. Seit mehr als zehn Jahren improvisiert man auf unterstem Niveau. 2001 krachten Deckenplatten herunter, man musste Bahnen sperren. "Oberhalb des Nichtschwimmerbeckens haben wir alle Platten aus Sicherheitsgründen abmontieren müssen." Stoffbahnen sollen das kaschieren. Inzwischen hängen sie in Fetzen von der Decke runter.
Weiter warten. Einige Grazer schwimmen und springen trotzdem noch in Eggenberg. Sie haben ja kaum Alternativen. Das Bad zur Sonne ist fein, aber klein. Union- und ATG-Bad sind fürs Publikumsschwimmen stark eingeschränkt, weil durch Schulen und Vereine belegt. Und die steirische Landeshauptstadt wartet weiter auf ein adäquates Hallen- und Sportbad.
BERND HECKE
quelle:kleinezeitung.at
Das kann doch nicht sein, dass man es nicht schafft, in Graz ein gescheites Hallenbad zu errichten
