Wahrscheinlich werde ich jetzt schriftlich gesteinigt aber ich verstecke mich einfach .... :-)
Natürlich respektiere ich auch deine persönliche Meinung.
Aber daran, "schriftlich gesteinigt" zu werden, musste ich mich auch gewöhnen. Vor allem, wenn es unflätige, unsachliche Herabwürdigungen meiner Person waren. Am meisten von Nutzern, die sich selbst gerne (nicht nachvollziehbar) als "Gutmenschen" bezeichnen. Man muss es eben in Kauf nehmen, für die ungeschminkte Wahrheit angegriffen zu werden. Das war in der ganzen Menschheitsgeschichte schon immer so. Davon darf man nicht kleinmütig werden.
Wenn man den eigenen Blickwinkel verändert ....
WIeviele Dinge wurden schon als scheußlich bezeichnet und disharmonisch obwohl sich im nachhinein die wahre Bedeutung für die Kunst oder Kultur zeigt.
Bspw. Bilder von Picasso, die Sagrada Familia in Barcelona und nicht zuletzt der Dom von Florenz
Passten damals alle nicht ins Bild der Harmonie und sind heute Landmarks oder Schätze der Kunst.
Gerade der Dom von Florenz passt nicht ins Stadtbild wegen seiner Höhe ....
Ganz sachlich: Finde ich
überhaupt nicht! Damals waren Städte wie Pisa oder Florenz ein nahezu einheitliches Häusermeer aus ähnlichen Baukörpern, gedeckt von Mönch-und-Nonne-Dachziegeln aus rotgebranntem Lehm, in mehr oder weniger derselben Dachneigung. In dieser einheitlichen Umgebung macht sich eine gewisse Anzahl von "Landmarks", also anders geformte, wesentlich größere Bauten mit u. U. anderer Dachdeckung besonders bereichernd aus. Diese können das Charakteristikum einer solchen Stadt sein oder werden.
Wie anders ist die Lage im heutigen Graz: Jegliche Einheitlichkeit des Dächermeeres ist durch Aufkommen unterschiedlichster Bauweisen und globale Verfügbarkeit jedweder Baustoffe längst vorbei, es geht mittlerweile nur mehr um absolute Reste eng um den Schlossberg. Soll man diese letzten Reste der Grazer Entstehungsgeschichte, deretwegen auch viele Kunstsinnige uns besuchen, für uns und kommende Generationen bewahren? Oder soll man sagen: "Sch... drauf, es soll jeder, der die Kröten hat, tun und lassen können, was er will und wo er will, in den USA ist es schließlich auch so, wir sind doch kein Museum, dafür haben wir den 'Größeren', 'Eckigeren', 'Glitzernderen', 'Ausgefalleneren' usw..."
Freiweg gesagt: Ein Patient der Sigmund-Freud-Klinik, der sich unbeirrbar als Napoléon fühlt, ist mir weniger suspekt, als ein Architekt, der sich auf Augenhöhe mit dem Schöpfer des Domes von Florenz oder des (schiefen) Turmes von Pisa wähnt.
Annahme: Wenn der Leidensdruck der Bürger von Graz wegen des Kastnerdaches groß genug wäre, so hätte es sicher einen Aufstand dagegen gegeben und K&Ö wäre gezwungen gewesen es entsprechend zu ändern.
Fakt: Es interessiert sich imho scheinbar keiner dafür, daher besteht offensichtlich kein Bedarf es zu ändern.
Es ist ein Trugschluss, davon eine Bejahung der Zerstörung der wenigen Reste weitestgehend handgefertigter Bauten aus Materialien der Region abzuleiten. Heute wie auch früher interessiert sich die breite Bevölkerungsmehrheit weniger für Kultur als vielmehr für "Brot & Spiele", also Events, Sport, Sportwetten, Schnäppchen und heute eben zusätzlich der eigene Netz-Auftritt (ohne das Aufgezählte abwerten zu wollen). So ist es einfach. Kulturbewusstsein wurde und wird immer von einer gebildeten, interessierten Minderheit getragen. Geistig profitieren tun davon letztlich aber alle.
Eine Stadt ist in erster Linie ein lebender Organismus und erst in zweiter Linie ein Museum!
Ich wünsche mir eine Stadt weniger als Museum, sondern als sich immer weiter entwickelndes, stimmiges, wohlproportioniertes, immer besser ausgestaltetes GESAMTKUNSTWERK.
LG