Das Projekt Altstadt-Bim reduziert sich auf folgende Eckpunkte:- Einnahmeentfall: Anzahl der Fahrgäste, die genau diese 3 Stationen weit fahren und nunmehr keine Fahrkarte (Einzel- Zeit bzw. Jahreskarten) mehr kaufen
- Kapazitätsproblem: Wieviele zusätzliche Fahrgäste fahren nun die genannten 3 Stationen in der HVZ.
- Soziales Problem: Werden im Winter wärmesuchende Obdachlose etc. die Straßenbahn als Aufwärmplatz verwenden (vgl. Wien mit den Gratisjahreskarten für Obdachlose etc.)
zu Punkt 1)
denke ich, dass die Anzahl der Fahrgäste, die genau diese Stationen befahren und so als Kunden wegfallen, eine geringe sein wird. Die Altstadt ist zwar Ziel von vielen Pendlern und Einkäufern, aber nicht Ziel und Quelle gleichzeitig. Die wegfallende Anzahl an Zeitkartenbenützern wird man an einer Hand abzählen können. Bleiben noch Gelegenheitsfahrgäste mit Einzelfahrscheinen, auch hier kann ich mir nicht vorstellen, dass besonders viele Fahrgäste Ziel- und Quelle in der Altstadt haben. Touristen wollen ja auch was sehen, eventuell ist die Freifahrt für Garagenparker interessant, die die paar Meter vom Schloßbergplatz zum Jakominiplatz fahren wollen.
zu Punkt 2)
Zusätzliche Gratisfahrer in der Früh-HVZ wird es wohl nicht so viele geben, da wiederum beiderseits Quelle-Ziel in der Altstadt für den Berufsverkehr unwahrscheinlich erscheint. Touristen werden in der Füh noch nicht unterwegs sein. Eher kann ich mir hier in der Mittags- und Nachmittags-HVZ touristisch und einkaufsbedingte Fahrgastzuwächse vorstellen. Die Nachmittags-HVZ sollte aber noch etwas Luft haben.
zu Punkt 3)
Das könnte ein echtes Problem werden und möglicherweise das Projekt zum Scheitern bringen.
Als nächstes die Vorteile:- Gratisfahrten locken zum Probieren an. Derzeitige MIV-Fahrer können durch das Schnuppern auf den Geschmack kommen. Günstigerweise gibts nun vermehrten Variobahneinsatz, optimal wäre die gleichzeitige Umstellung von L7 auf VB mit dem Beginn der Aktion.
Neue Fahrgäste und Zeitkartenbenützer können gewonnen werden.
- Touristen können die Scheu vor öffentlichen Verkehrsmitteln verlieren und zu zahlenden Fahrgästen werden: Ist der Fahrkartenautomat einmal entdeckt, lädt er zur Benutzung ein. Viele Touristen wissen ja nicht, dass es in den Fahrzeugen Automaten gibt, in anderen Städten gibts nur Vorverkauf etc - eine gewisse Scheu vor dem ÖV in fremden Städten ist oftmals gegeben.
- Die Stadtverantwortlichen haben
erfreulicherweise eine Altstadt-BIM eingerichtet
und
nicht einen Gratis-Altstadt-Citybus oder andere straßengebundene Gratisgefährte (Traktorzug etc.). Auch dass Busse nicht teilnehmen, ist ein Bekenntnis zur Straßenbahn!
- Es bewegt sich endlich was in Graz beim ÖV! Die Politiker sind aufgewacht! Ein eventuell misslungenes Alstadt-Bim Experiment ist mir lieber, als wenn sich gar nix tut. Eventuell ist es ja eine Vorstufe zur generellen Freifahrt des ÖV mit Finanzierung durch eine städtische Abgabe?
- Die Einführung der Altstadt-Bim wird für reges mediales Echo und somit Reklame für den ÖV sorgen. Wenn die HGL schlau ist, wird sie die Inbetriebnahme der neuen VBs gleich als Komfortoffensive mitvermarkten.
Wenn sie schlau ist ...
Fazit und meine persönliche Meinung:- Die Einnahmeentfälle werden minimal sein und möglicherweise sogar durch Mehreinnahmen durch gewonnene Neukunden kompensiert.
- Kapazitätsprobleme wird es in der HVZ nicht geben. Und wenn vereinzelt, dann ist die Altstadt-Bim das beste Argument für verlängerte CRs und VBs und dagagen hat ja niemand etwas?
- Die Innenstadtwirtschaft wird wenig bis kaum profitieren. Warum soll jemand in die Innenstadt kommen, nur weil man 3 Stationen gratis fahren kann? Allenfalls Garagenparker können gewonnen werden.
- Die Bekenntnis ausschließlich zur BIM durch diese Aktion ist
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Warum Jahreskartenbesitzer geschädigt werden kann ich nicht nachvollziehen. Sie bekommen dieselbe Leistung für den (ohnedies subventionierten) Betrag, den sie bezahlt haben. Aufrechnung der Kosten der Aktion gegen allfällige geringste Reduzierungen von Kartenpreisen nach dem Gießkannenprinzip bringt mit Sicherheit keine neuen Kunden.
Geben wir der Aktion eine Chance und urteilen wir nach einem Jahr und dem Vorliegen einer Kosten-Nutzen Bilanz